Textatelier
BLOG vom: 07.07.2010

Das Zirkus-Krokodil, das doch bloss nach Freiheit suchte

Autorin: Lislott Pfaff, Schriftstellerin, Liestal BL/CH
 
Schon wieder ist ein Zirkusdrama, diesmal in Deutschland (Gross-Rohrheim, Hessen), publik geworden: Ein erst 3 Jahre altes Krokodil hatte die Flucht aus einem Zirkus ergriffen, wo es zusammen mit 3 Kollegen in einem Gehege gehalten wird, worauf es die Polizei einfing und ihm das Maul zuband. Auf dem in der Basellandschaftlichen Zeitung (bz) am 02.07.2010 veröffentlichten Foto blickt das hübsch gemusterte Krokodilchen, ein Mississippi-Alligator, verständnislos in die Welt. „Weshalb haben sie mir das Maul zugebunden?“ scheint es zu fragen, „ich wollte doch bloss nicht mehr eingesperrt sein …“
 
Tatsächlich ist das Leben der Tiere in allen Zirkussen mehr oder weniger gleich elend: zu wenig Platz, Ausbeutung als Unterhaltungsobjekt für das Publikum, nicht die geringste Chance auf ein artgerechtes Leben. In Freiheit verfügen fast alle Krokodilarten über ausgedehnte Lebensräume an tropischen und subtropischen Flüssen und Seen. Was für ein Unterschied zu den kleinen Gehegen, in denen sie in Gefangenschaft vegetieren müssen!
 
Nicht umsonst ist es in Schweden, Finnland und Dänemark verboten, exotische Wildtiere als Attraktion vorzuführen. Krokodile haben keine natürlichen Feinde ausser dem Menschen. Und der stellt ihnen nach, um sie für seine perversen Zwecke zu missbrauchen. Eine derart unnatürliche Tierhaltung sollte im aufgeklärten 21. Jahrhundert einfach nicht mehr vorkommen. Ist denn die Zurschaustellung dieses vermeintlich gefrässigen Räubers – in der Wildnis fressen Krokodile nicht mehr als ein Beutetier pro Woche – so sensationell?
 
Ich meine, der Mensch hat doch sonst schon genug Möglichkeiten, um seine Sensationslust zu befriedigen.
 
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